Männliche Person betrachtet Dokumente an Wand.

Evidenzbasiertes Kommunalmanagement – Richtig vorgehen mit den passenden Methoden

Aus dem Unternehmensmanagement wandern immer mehr Methoden und Begriffe auch ins kommunale Management. Einer dieser Begriffe ist das „Evidenzbasierte Kommunalmanagement“. Klingt großartig, aber was verbirgt sich dahinter genau?

In diesem Artikel erfahren Sie, was evidenzbasiertes Kommunalmanagement ist, wann Sie am besten evidenzbasiert agieren und wann Sie darauf verzichten können. Außerdem erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Methoden des evidenzbasierten Kommunalmanagement und wofür sie am besten einsetzbar sind.


Inhaltsübersicht

  1. Was ist überhaupt evidenzbasiertes Management und warum ist das so wichtig?
  2. Welche Fragestellungen lassen sich mit Evidenz angehen und welche nicht?
  3. Was sind eigentlich die passenden Methoden? (mit Infografik)
  4. Wie gehe ich Projekte und Fragestellungen evidenzbasiert an?
  5. Download: Methodenübersicht – Die 10 besten Methoden für evidenzbasierte Kommunalmanagement

Was ist überhaupt evidenzbasiertes Management und warum ist das so wichtig?

Evidenzbasiertes Management beschreibt das Prinzip, dass sämtliche Managemententscheidungen auf Basis von empirischem Wissen gefällt werden sollten. Das bedeutet, dass man sich bei Entscheidungen eben nicht – wie so oft – von Best Practices („Die anderen machen das auch so und sind damit ganz gut gefahren.“) oder den so genannten „bewährten“ Erfahrungen („Wir machen das schon immer so.“) leiten lässt, sondern unter Zuhilfenahme von wissenschaftlichen Methoden und den daraus generierten Erkenntnissen eine Grundlage schafft, auf deren Basis Entscheidungen getroffen werden.

Seinen Ursprung hat das evidenzbasierte Management in der evidenzbasierten Medizin, bei der davon ausgegangen wird, dass die bestmöglichen Entscheidungen dann getroffen werden, wenn sie sich auf die Ergebnisse gut durchgeführter Studien stützen. Und da es auch im Managementbereich viele und sehr gute Forschungsarbeiten gibt, können Entscheidungen auf diesen Studien aufbauen. Allerdings begegnet man hier oft einer besonderen Herausforderung: Nicht immer lassen sich die Studienergebnisse eins-zu-eins auf den konkreten Managementkontext übertragen. Als Beispiel: Wenn eine Studie zeigt, dass in großen Unternehmen ein Anreizsystem gut funktioniert und zu besserer Leistung der Mitarbeitenden führt, dann heißt das nicht zwingend, dass das gleiche Anreizsystem auch gut in kleinen Unternehmen funktioniert, wo die Mitarbeitenden sich gut untereinander kennen und daher auch andere Gründe für ihre Motivation haben. In solchen Fällen, wo es eben nicht die passende Evidenz schon in Form von bestehenden Studien gibt, ist es sinnvoll, selbst empirische Evidenz zu schaffen, also selbst eine kleine Studie durchzuführen, um die notwendigen Informationen zu sammeln.

Wenn Sie Ihre Entscheidungen evidenzbasiert treffen, hat das den großen Vorteil, dass Sie Ihre Entscheidungen sämtlichen Stakeholdern gegenüber besser rechtfertigen können. Sie können zum einen wirklich erklären, welche Wirkung eine bestimmte Entscheidung in dem gegebenen Kontext hat. Und Sie können zum anderen zeigen, dass Sie sich die Situation vorher genau angeschaut haben und nicht irgendeine Standardlösung umsetzen, sondern eine spezifische Maßnahme, die eben für diese besondere Situation passend ist. Damit erhöhen Sie deutlich die Akzeptanz für die Entscheidung, weil sich alle Stakeholder abgeholt fühlen.

Vorteile im Überblick:

  • Entscheidungen besser rechtfertigen
  • Wirkung einer bestimmten Entscheidung im gegebenen Kontext erklären können
  • Spezifische Maßnahme, die für diese besondere Situation passend ist, finden
  • Deutliche Erhöhung der Akzeptanz für die Entscheidung

All das, was für allgemeine Managemententscheidungen gilt, kann auch ganz spezifisch auf das Kommunalmanagement übertragen werden. Die Entscheidung für den Bau eines Gründungszentrums hat eine ganz andere Akzeptanzwirkung, wenn sie eben nicht nur auf der Abstimmung des Gemeinderats, sondern auf Leitfadeninterviews mit Stakeholdern und einer Auswertung wirtschaftlicher Kennzahlen beruht.


Welche Fragestellungen lassen sich mit Evidenz angehen und welche nicht?

Sollten dann nicht alle Entscheidungen evidenzbasiert getroffen werden? Nicht wirklich, denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass evidenzbasiertes Entscheiden zeit- und kostenaufwändig ist. Die Evidenzgrundlage zu schaffen, kostet Ressourcen. Daher ist durchaus sinnvoll, sich bei den meisten Entscheidungen an die gewohnten Best Practices und Erfahrungswerte zu halten.

Evidenzbasiert zu entscheiden, wird aber dann besonders wichtig, wenn es sich um ein Thema handelt, bei dem die Durchsetzung und Umsetzung der Entscheidung an der Akzeptanz anderer hängen. Die fehlende Akzeptanz herzustellen kostet viel Zeit und bindet wichtige Ressourcen. Dann lohnt es sich, vorab die Ressourcen zu nutzen, um eine Studie durchzuführen bzw. durchführen zu lassen und Evidenz zu schaffen, wodurch dann der Durchsetzung- und Umsetzungsprozess erleichtert wird.

Evidenzbasiertes Entscheiden lohnt sich auch bei kostenintensiven Entscheidungen. Größere Projekte oder strategische und langfristige Entscheidungen sind immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden und auch dann, wenn Sie viel Erfahrung haben, wissen Sie nicht immer, ob Ihre angedachte Lösung wirklich die passende für die gegebene Situation ist. Wenn das Projekt ohnehin mit größeren Kosten verbunden ist, macht es Sinn, die Unsicherheit dadurch zu reduzieren, dass Sie Ihre Entscheidung auf empirische Evidenz fußen und hierfür zusätzliche Kosten – die dann im Verhältnis zum gesamten Kostenaufwand minimal sind – in Kauf nehmen.


Was sind eigentlich die passenden Methoden?

Wenn Sie selbst Evidenz generieren wollen, d.h. eine Studie durchführen wollen bzw. durchführen lassen, dann steht Ihnen das gesamte Portfolio sozialwissenschaftlicher Methoden zur Verfügung.

Dabei gilt: Es gibt nicht die eine richtige Methode, sondern es gibt lediglich eine passende bzw. nicht passende Methode für eine gegebene Fragestellung.

Neben der Passung zur Fragestellung sind dann noch andere Auswahlkriterien entscheidend. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Ressourcen stehen Ihnen zur Verfügung?
  • Gibt es möglicherweise bereits Materialien, Know-how, Wissen, auf dem Sie aufbauen bzw. das Sie nutzen können?
  • Wie detailliert, genau und zuverlässig sollte die generierte Evidenz sein?

Das sind Fragen, die Sie in Absprache mit Personen, die Erfahrung mit sozialwissenschaftlichen Methoden haben, klären und abwägen sollten. Was Sie aber tun können, ist, sich Ihrer Fragestellung bewusst zu werden. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Fragestellungen und Methoden, die sich eignen, diesen auf den Grund zu gehen.


Wie gehe ich Projekte und Fragestellungen evidenzbasiert an?

Wenn Sie der Überzeugung sind, dass eine Herausforderung eine empirische Basis benötigt, geht es im ersten Schritt darum, die zu beantwortende Fragestellung zu beschreiben. Nur die richtigen und passenden Fragen geben Ihnen am Ende auch verwertbare und aussagekräftige Antworten. Fragestellungen und Methoden, die darauf abzielen, eine bestimmte Meinung zu untermauern, helfen Ihnen nicht weiter und untergraben die Akzeptanz eines Projektes.

Mit Datenerhebungs- und Datenauswertungsexperten wählen Sie gemeinsam die richtigen Methoden aus und sorgen für belastbare Ergebnisse.

Einen detaillierteren Überblick über die einzelnen Methoden, wie sie funktionieren und welche Ressourcen sie benötigen, erhalten Sie in unserer Methodenübersicht, die Sie kostenfrei herunterladen können. Holen Sie sich jetzt die praktische Übersicht.

Die 10 besten Methoden
für evidenzbasierte Kommunalmanagement
Jetzt downloaden

Moritz Meidert
Partner kommunale Projekte | Geschäftsführer
meidert@newcities.de
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